,ewig besitzen wir nur das Verlorene' Henrik Ibsen






22 November 2006

Naturbestattung


Edvard Munch hatte während der Lebensphase in Kragerø einige seiner ungeliebten Werke im Wald aufgehängt, wo er diese verotten ließ.

13 Oktober 2006

Die wahren Kunstvernichter


Vor dem Tintoretto im Kunsthistorischen Museum von Wien, waren sich Thomas Bernhards Figuren aus seiner Komödie „Alte Meister", der Privatgelehrter Atzenbacher und der Philosoph Reger, einig, dass die Kunsthistoriker, die wahren Kunstvernichter seien, weil sie so lange über Kunst schwätzen, „bis sie zu Tod geschwätzt haben“.

06 Oktober 2006

Auto-destructive Art

Foto: DIAS Gruppe u.a. mit Gustav Metzger

Zusammengerufen von einer forschen Programmschrift mit dem Titel ‚Auto-destructive Art’ versammelte sich am 3. Juli 1961 an der Londoner South Bank eine Menschenmenge. Es war 11:45 Uhr. Drei große Nylonbahnen in den Farben Weiß, Schwarz und Rot flatterten in einem Metallrahmen. Sie müssen ausgesehen haben wie der aufs äußerste minimierte Ausdruck abstrakter Kunst, doch Gustav Metzger betrachtete sie mehr als seine rituelle Opfer. Geschützt durch eine Gasmaske trat er vor, erhob seine Sprühpistole und bedeckte die Flächen mit Salzsäure. Sekunden später begannen sie sich aufzulösen und nach zwanzig Minuten waren auch ihre verfetzten Überreste verschwunden.
[Rückblickend 1998 von der „The Times“ verfasst]

27 September 2006

Vardarman über Camille Claudel



Ich nutzte das seltene Zusammentreffen mit Sencer Vardarman auf der Straße für meine Fragen: „Sencer, hast du schon einmal eines deiner Kunstwerke vernichtet?“ Er antwortete mit einem kurzen Ja. Dann huschte ihm ein Lächeln übers Gesicht. „Das hat mir Spaß gemacht.“ Nach einigen Schritten erzählte er: „Camille Claudel, eine begabte französische Bildhauerin, vernichtete 1906 fast ihr ganzes Werk. Sie war...“ Sencer suchte nach einem Wort. „Psychisch krank“, half ich. „Genau. Sie beschuldigte Rodin, dessen Geliebte sie 14 Jahre lang war, des Plagiats und einer Konspiration mit dem Ziel, sie zu töten. Als Folge wurde sie in eine Anstalt eingewiesen.“

22 September 2006

Wilhelm Busch (1832- 1908)



Es war ein feierlicher Brauch. Einmal im Jahr zündelte Wilhelm Busch (15.04.1832- 9.01.1908) einen Scheiterhaufen, in dem er seine verfehlten Gemälde verbrannte.

21 September 2006

Rudolf Hausner (1914 1995)


Rudolf Hausner zerstörte nach drei Jahre Malens 1951 sein fast fertig gestelltes Gemälde „Die Arche des Odysseus“

Später hielt er fest:
„Ich malte mit dem Pinsel und ich verwendete auch die Rasierklinge, vorgeblich um die Farbe zu glätten und durch Schleifen die Transparenz der Farbe zu steigern. Eines Winternachmittags sitze ich vor dem Bild, schaue das Gesicht des Odysseus an, in diesem Stadium gab es dort zahlreiche kleine Eier, die unter der Haut eingepflanzt waren. Das war auf einmal unerträglich, ich wünschte mir jetzt in dem ganzen Compendium des Bildes ein ruhiges Menschengesicht. Also greife ich zur Rasierklinge, fange an, diese Eier abzuschaben, aber das Schaben wird immer hektischer und ich fange an zu kratzen, kratze weiter und dieses furiose Kratzen überwältigt mich, der Kopf ist schon längst weg, ich bin schon am Körper des Odysseus, ich kann nicht aufhören zu kratzen, es ist wie eine Gewalt, die mich einfach mitreißt- und am Ende ist das ganze Bild abgekratzt. Danach wäre ich am liebsten aus dem Fenster gesprungen.“

[Dolf Lindner (Hg.): Rudolf Hauser. Werkverzeichnis, Dortmund 1982, S.24f]

01 September 2006

Ver- oder Begraben?



Die Lehrerin der 4a fragte: „Was macht man mit den Toten?“ Hasan meldete sich und sagte: „Man vergräbt sie.“ Der Lehrerin entwich ein Lächeln. „Be- begräbt“, verbesserte sie.


einen Schatz vergräbt man
einen Toten begräbt man
Kunst je nach dem

25 August 2006

Sie leiden unter einem Werk- Wir helfen




Der Künstler X bereute, dass er aus Geldmangel bei der „classic Buddy Bears Collection“ teilnahm. Unter der Pein, sein Werk nun im öffentlichen Raum ertragen zu müssen, geriet er in eine Schaffenskrise. Es folgte ein rasanter psychischer Verfall. Im letzten Moment leitete die „Kunstbestattung“ eine Kehrtwende im Leben des Künstlers ein.
Wir, die Kunstbestatter, tilgten sein Werk aus dem öffentlichen Raum ohne jegliche Spuren zu hinterlassen. Selbst im Hirn des Künstlers befinden sich keine Bären- Erinnerungen mehr.

24 August 2006

Wohin mit Karl Marx?



Zur Zeit streitet man sich in Leipzig was mit dem Karl Marx- Relief geschehen soll, welches noch vor der dortigen Uni thront. Da wir uns noch in der Mutationsphase zu Kunstbestattern befinden, wird uns bei dieser Diskussion bewusst, wie sensible doch das Geschäft mit der Bestattung ist.
Soll man Kunstwerke, wie die Breker- oder Tomski- Plastiken, einfach auf einer Müll- Deponie verscharren, wie es der Autor Erich Loest vorschlägt, oder eweist man auch diese Kunst die letzte Ehre?

PS: Verärgert man einen abstrakt arbeitenden Künstler, wenn sein ungliebtes Werk neben einem realistischen Schinken bestattet wird?